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Comeback unter Zeitdruck, Kommentar zum Markt für Börsengänge von
Christoph Ruhkamp
Frankfurt (ots) - Es kann nicht mehr allzu lange dauern, bis die Blase platzt.
Die jeweils mehr als hundert Tech-Unternehmen, die in diesem Jahr in New York
und Schanghai an die Börse gekommen sind, werden im Durchschnitt mit mehr als
dem 40-fachen des operativen Gewinns bewertet - und damit schon in der Nähe des
historischen Hochs zur Zeit der Dotcom-Blase vor 20 Jahren. Vier der zehn
wertvollsten Unternehmen - Microsoft, Facebook, Tesla und Visa - werden sogar
zum zehnfachen Wert ihres Umsatzes gehandelt.
Blasen pflegen sich nicht zurückzubilden, sie platzen. Bis es plötzlich so weit
ist, werden auch noch einige deutsche Unternehmen den Weg an die Börse finden.
Die Rolle als Eisbrecher nach dem langen Corona-Winter am deutschen IPO-Markt -
mit bis dato nur drei Erstnotierungen - übernimmt nun der Rüstungszulieferer
Hensoldt des Finanzinvestors KKR, ein Spezialist für die Enttarnung von
Tarnkappen. Auf den ebenfalls schon laufenden Börsengang des
Wohnmobilherstellers Knaus Tabbert folgen wohl bald noch die IPOs des
Wissenschaftsverlags Springer Nature aus dem Holtzbrinck-Imperium sowie des
Softbank-unterstützten Online-Gebrauchtwagenmarktplatzes Auto 1 Group. In
Startposition sind die Siemens-Industriegetriebetochter Flender und die
Vodafone-Funkturmeinheit Vantage Towers. Insgesamt besteht bestenfalls die
Chance, dass das Emissionsvolumen 2020 in Deutschland das Vorjahresniveau von 4
Mrd. Euro erreicht.
Die Schwankungen an den Aktienmärkten und die Weltwirtschaftskrise haben
Börsengänge über die letzten sechs Monate behindert, aber die jüngste Rally der
Aktienkurse trägt dazu bei, den Markt wieder für Unternehmen zu öffnen, die die
Folgen der virusbedingten Lockdowns überstanden haben.
Der Dax gab bisher in diesem Jahr nur 1 Prozent nach und liegt damit in Europa
vorn - verglichen mit einem Minus von 12 Prozent in dem Index Stoxx Europe 600.
Der Konjunktureinbruch in Deutschland ist weniger tief ausgefallen als in den
Nachbarländern. Das verschafft hiesigen Börsenaspiranten einen
Vertrauensvorschuss.
Sie müssen sich aber beeilen und ihre IPOs über die Bühne bringen, bevor sich
das Zeitfenster des Bewertungsüberschwangs schließt. Glücklicherweise hat
ausgerechnet die Pandemie die Voraussetzungen für Tempo geschaffen: Vor Corona
vergingen vier Wochen zwischen der "Intention to float" und der Erstnotiz. Die
Roadshow und die Preisfindung mit persönlichen Treffen der Investoren brauchten
diese Zeit. Jetzt lässt sich der inzwischen virtualisierte Prozess in zehn Tagen
durchziehen.
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September 09, 2020 at 01:30AM
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